Die Zusammenarbeit von unterschiedlichen Generationen in Unternehmen oder Organisationen könnte ja eigentlich sehr bereichernd sein, ist aber oft in der Praxis eher herausfordernd und schwierig. 

Jede Generation bringt so ihre spezifischen Erfahrungen, Perspektiven und Arbeitsstile mit ein, die teils von hartnäckigen Klischees und Vorurteilen geprägt sind. Um jedoch als Unternehmen nachhaltig erfolgreich zu sein, Krisen gut zu überwinden, den Personal- und Fachkräftemangel zu meistern und die Produktivität optimal zu entwickeln, ist es absolut sinnvoll und notwendig sich einer ehrlichen und offenen „Generationenmix-Reflexion“ zu stellen – damit aus Vorurteilen Vorteile werden!

 

Warum gibt es überhaupt Klischees und Vorurteile?

Klischees und Vorurteile entstehen, weil unser Gehirn Informationen schnell verarbeiten und die Welt vereinfachen möchte. Sie dienen z.B. dazu Komplexität zu reduzieren oder die Gruppenzugehörigkeit zu stärken. Stereotype können helfen, unbekannte Situationen oder Menschen rasch einzuschätzen. Sie führen aber auch allzu oft zu Spannungen, Missverständnissen, Diskriminierung und eingeschränkter Wahrnehmung.

 

Typische Klischees und Vorurteile bezüglich Menschen der unterschiedlichen Generationen:

  • Babyboomer (1956–1965) sind technikscheu oder nicht digital-affin, arbeiten zu langsam, sind nicht flexibel, hängen an Hierarchien und traditionellen Arbeitsmethoden, stellen die Arbeit über alles. Sie stehen für veraltete Denkmuster, die den Fortschritt bremsen – „… und gehen eh bald in Pension“ …
  • Generation X (1966–1980) sind karriereorientiert, aber auch skeptisch gegenüber Autorität, wollen vor allem Sicherheit und Stabilität, sind wenig teamfähig, arbeiten lieber unabhängig, stehen zwischen den Generationen und werden oft übersehen. Sie stehen für die schweigende Generation, die nichts Neues einbringt.
  • Generation Y / Millennials (1981–1995) sind technikversiert, aber ungeduldig, wollen Flexibilität und Work-Life-Balance, statt Verantwortung zu übernehmen; sind illoyal gegenüber Arbeitgeber:innen und ständig auf der Suche nach dem nächsten Job. Sie sind verwöhnte Individualisten, die zu viel fordern und zu wenig leisten.
  • Generation Z (ab 1996) sind komplett digital und leben in sozialen Medien, haben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, wollen Sinnhaftigkeit statt nur Gehalt, vermeiden Konflikte und bevorzugen klare Strukturen. Sie sind realitätsfremde Idealisten, die keine Belastbarkeit zeigen.

Klischees und Vorurteile sind zwar natürliche Denkmechanismen, die jedoch problematisch werden, wenn sie unreflektiert bleiben und zu Pauschalisierungen oder sturer Ablehnung führen. Ein bewusster Umgang mit ihnen ist wichtig, um Vorurteile abzubauen und ein intelligentes, wertschätzendes Miteinander zu fördern.

  

Strategien zur Überwindung von Klischees – von den Vorurteilen zu den Vorteilen!

Eine Unternehmenskultur und -führung, die tatsächlich ein erfolgreiches Generationenmanagement umsetzen will, stellt sich nicht nur ehrlich und selbstreflektiert den eigenen Stereotypen und Vorurteilen, sondern setzt dabei auch auf folgende Aktivitäten:

  1. Förderung von Verständnis und Empathie durch z.B.:
    1. Workshops zur Generationenvielfalt: Gemeinsame Seminare zu den Stärken, Schwächen und Erwartungen der Generationen, um Vorurteile abzubauen.
    2. Mentoring-Programme für persönlichen Austausch und gegenseitiges Lernen (z.B. Reverse Mentoring für digitale Kompetenzen, Job-Rotation).
  2. Kommunikation und Dialog über:
    1. regelmäßige intergenerationale Meetings oder "Runde Tische" für offene Diskussionen und Meinungsaustausch.
    2. Abklärung, wie jede Generation welche Art der Kommunikation bevorzugt (z.B. persönliche Gespräche vs. digitale Tools).
  3. Stärken nutzen statt auf Schwächen fokussieren:
    1. Aufgaben und Projekte gezielt so verteilen, dass sie die jeweiligen Stärken der Generationen einbeziehen (z.B. Erfahrung der Babyboomer, Kreativität der Millennials).
    2. Diversität aktiv in Entscheidungsprozesse einbinden, um von unterschiedlichen Perspektiven zu profitieren (z.B. Büroeinrichtung).
  4. Flexibilität und Individualisierung:
    1. Anpassung von Arbeitsmodellen an die Bedürfnisse verschiedener Generationen (z.B. hybride Arbeitsformen, Weiterbildungs-möglichkeiten).
    2. Angebote, die Generationen zusammenbringen, etwa generationenübergreifende Innovationsprojekte.
  5. Abbau von Stereotypen durch Erfolgsgeschichten:
    1. Erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Generationen sichtbar machen, um positive Beispiele zu etablieren – „Vernissage“
    2. Persönliche Erfolgsgeschichten von Mitarbeitenden teilen, die Klischees widerlegen – „Storytelling“
    3. Gemeinsame Werte und Ziele finden

 

Resümee: Unterschiedliche Generationen zusammen zu bringen und Teamwork zu verbessern ist Führungsaufgabe!

Egal ob Geschäftsführung, HR-Management oder Abteilungsverantwortliche – erfolgreiches Generationenmanagement heißt, sich den eigenen Vorurteilen und Stereotypen zu stellen und wirklich bereit zu sein sie abzubauen. Dies erfordert eine integrative und konstruktive Herangehensweise, eine gründliche Ist-Analyse und gezielte Aktivitäten wie z.B.: Dialog-Workshops und Seminare als Raum für besseres Verständnis; gemeinsame Projekte zur Förderung von gegenseitigem Respekt und Wissensaustausch; flexible Arbeitszeit- und Karrieremodelle, die individuelle Bedürfnisse berücksichtigen.

Letztendlich sollte das Konzept des Generationenmanagements immer nur ein Hilfs-Konstrukt, eine Unterstützung zur Orientierung und Schwerpunktfindung sein, um Barrieren zu überwinden, Lösungen zu finden und Vorurteile abzubauen – für eine bessere Kommunikation, Zusammenarbeit und Produktivität!

 

Autor: Mag. Bernd Bruckmann

Seminartipp: Seminar Erfolgreiche Führung im Generationenmix