Schwierige Entscheidungen leichter treffen

Führungskräfte treffen jeden Tag unzählige Entscheidungen. Manche fallen ihnen leicht, andere sehr schwer. Viele Führungskräfte versuchen, alle Entscheidungen nach demselben Schema zu lösen: Informationen sammeln, Kriterien festlegen, die Alternativen bewerten und die bessere Variante wählen. Diese Art funktioniert wunderbar für technische Probleme, einfache Investitionsentscheidungen und Budgetplanungen, weil es möglich ist, die einzig richtige Lösung zu identifizieren.

Schwierig ist es jedoch bei komplexen Problemen. Angelika ist Produktionsleiterin in einem Pharmaunternehmen. Zwei ihrer Mitarbeiter haben sich um die freie Stelle als Gruppenleiterin beworben. Egon ist fachlich der bessere, aber kein Organisationstalent. Lena begeistert die Menschen, ist aber wenig bereit, Veränderungen voranzutreiben. Angelikas Chef findet Lena besser, die KollegInnen wollen Egon. Beide sind noch jung und können sich durchaus noch entwickeln. Für wen soll Angelika sich entscheiden?

 

Wenn harte Fakten fehlen, braucht es eine andere Herangehensweise

Angelika fehlen für ihre Entscheidung alle wesentlichen Informationen: Wie würden sich die beiden in einer Führungsrolle verhalten? Wie werden die KollegInnen und der Chef auf sie reagieren? Wie verhält sich die jeweils übergangene Person? Wie würden sich die beiden weiterentwickeln? Nichts davon lässt sich messen, bewerten oder vorhersagen. Daher funktioniert das gewohnte Schema für Entscheidungen nicht. Zu dieser Art von Problem zählen alle Personalentscheidungen, alle strategischen Fragen und alles, was es im Falle von Konflikt und Veränderung zu entscheiden gibt. Dafür braucht es eine andere Herangehensweise.

Sie können natürlich aus dem Bauch heraus entscheiden. Falls Sie schon viel Erfahrung mit ähnlichen Situationen hatten, werden Ihre Entscheidungen wahrscheinlich ausreichend gut sein. Falls nicht, können Sie einiges tun, damit Sie sich sicherer fühlen:

 

Klären Sie die Erwartungen der handelnden Personen

Solange Sie die Erwartungen der handelnden Personen nicht kennen, können Sie nur vermuten, was wer möchte. Vermutungen sind keine gute Basis, daher: Fragen Sie nach! Sie werden überrascht sein, wie weit Ihre Vermutungen von den Erwartungen der Menschen entfernt sind. Sobald Sie die Erwartungen kennen, heißt das nicht, dass Sie diese erfüllen müssen, aber Sie haben eine bessere Grundlage für Ihre Entscheidung.

 

Im Gespräch zur inneren Klarheit kommen

Sprechen Sie mit Menschen, die bereit sind Ihnen zuzuhören, ohne gleich Tipps oder Empfehlungen zu geben. Im Gespräch mit anderen entsteht sehr oft plötzlich die Klarheit, die Sie suchen. Plötzlich spüren Sie, dass die Entscheidung gefallen ist.

 

Denken Sie nicht mehr als drei Züge voraus

Angelika sollte sich darüber Gedanken machen, wie viel Fachwissen notwendig ist oder wie sie ihre Entscheidung begründen wird. Sie sollte sich keine Gedanken darüber machen, wie die anderen MitarbeiterInnen reagieren werden, falls Egon beleidigt ist, weil er nicht Gruppenleiter wurde. Es ist nicht vorhersehbar, wie Egon reagiert. Daher sollte die mögliche Reaktion der MitarbeiterInnen nicht die Entscheidung beeinflussen.

 

Prüfen Sie Ihre darunter liegenden Annahmen

Angelika nimmt an, dass fachliches Wissen für die Position als Gruppenleiter notwendig ist. Wie kommt sie zu der Annahme? Vielleicht hat sie in ihrer vorigen Firma beobachtet, dass eine Gruppenleiterin, die weniger Fachwissen hatte als manche Mitarbeiter, wenig Autorität hatte. Sind diese Situationen wirklich vergleichbar? Falls nicht, dann kann sie diese Annahme unberücksichtigt lassen.

 

Lassen Sie sich von Ihrer Angst warnen, aber nicht leiten

Angst kann für Führungskräfte eine große Unterstützung oder eine Zwangsjacke sein. Falls Angelika sich sicher ist, dass Egon die Gruppe effektiver führen wird, sollte sie nicht aus Angst vor der Reaktion ihres Chefs anders entscheiden. Anders ist es, wenn Angelika ein ungutes Gefühl hat, weil die Begeisterungsfähigkeit von Lena oft nur ein Strohfeuer war. Solche Warnungen sollte sie beachten.

 

Eine schlechter Weg, mit Eifer begangen, bringt sie eher ans Ziel als ein guter Weg mit Zögern

Viele Führungskräfte schieben Entscheidungen hinaus, weil sie noch mehr Informationen sammeln wollen. Sie spüren, dass sie Dinge entscheiden, die im Grunde nicht entscheidbar sind. Besser eine nicht so gute Entscheidung, die aber schnell umgesetzt werden kann, als eine perfekte Entscheidung irgendwann.

In meinen Seminaren kann ich Sie dabei unterstützen, Ihre aktuellen Führungssituationen zu analysieren, eine passende Entscheidungsmethode zu finden und gemeinsam mit den anderen TeilnehmerInnen Lösungsideen zu generieren.

 

Autor: Mag. Alfred Faustenhammer

 

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