“Wachsen statt raunzen“ war das Motto, mit dem wir in früheren Jahren Kundenveranstaltungen organisiert haben mit dem Ziel, mehr Geschäft zu machen. Heute dürfen wir hingegen froh sein, wenn unser Unternehmen überlebt – und das gelingt beispielsweise mit vorausschauendem Vertriebscontrolling.

In der heutigen Zeit hingegen wirkt “wachsen statt raunzen” fast wie eine Provokation und gleicht einer Respektlosigkeit Firmen gegenüber, die um das wirtschaftliche Überleben kämpfen. Unternehmensberaterinnen und Consultants mussten in den vergangenen Wochen beobachten, wie intensiv an diversen Anträgen gearbeitet worden ist, etwa für:

  • Kurzarbeit
  • Überbrückungskredite
  • Homeoffice-Förderungen
  • Härtefall-Fonds
  • Fixkostenzuschüsse
  • Etc.

Es ging vor allem darum, Liquidität in den Unternehmen zu schaffen, damit Firmen die Gehälter zahlen können.

„Ich sage Ihnen ehrlich, so eine g´mahde Wies´n ist das nicht, unbürokratisch und schnell an Unterstützung aus dem 38 Milliarden Hilfspaket zu gelangen und ich habe mich selbst dabei ertappt, einige male ordentlich geraunzt zu haben” berichtet Robert Pluim | PBS: „Das Unternehmen entspräche den URG Kriterien nicht, erfülle die Basel III-Kriterien nicht, das UiS Reporting sei negativ, der Einkommensteuerbescheid ist investitionsbedingt negativ etc. – UND schon wurde der Antrag abgelehnt”.

Bis Mitte April 2020 wurden Hilfen und Liquidität im Ausmaß von mehr als 5 Milliarden Euro bereitgestellt. Zählt man die Kurzarbeit dazu, kommt man auf beinahe 9 Milliarden Euro. Das sind seit Mitte März lediglich 22,9 % vom Gesamtpaket.

Per 17. Juni sehen die Zahlen, laut agenda-austria.at, noch nicht wesentlich besser aus, für die Kurzarbeit wurden erst 2,28 Milliarden von den budgetierten 12 Milliarden Euro ausgegeben. Für die Garantien erst 4,18 Milliarden von 9 Milliarden Euro und vom Härtefallfonds wurden erst 290 Millionen (!) von 2 Milliarden Euro ausgezahlt.

Da fragt man sich, was ist mit dem Rest? Die von der Krise betroffenen Unternehmen brauchen schnellere Hilfe als bisher und rasche Absicherung ihrer Liquidität, damit sie wieder hochfahren können, anstatt Insolvenz anmelden zu müssen.

Unternehmen mit rein digitalen Geschäftsmodellen und solche, die zu dem klassischen Vertrieb bereits digitale Vertriebsmodelle implementiert haben, zeigen sich überlebensfähig in dieser Krise. Da gibt es einige Berichte von Unternehmen in der Bücherbranche und Lebensmittelbranche, die teilweise sogar ihre Webshops „abgedreht” haben, weil sie mit dem Liefern nicht mehr nachgekommen sind. Andererseits entstanden neue Online-Lieferdienste vor allem im Bereich der Gastronomie. Die Unternehmen, die bereits online präsent waren, machen gute Geschäfte mit der kontaktlosen Zustellung. Einige Restaurants überlegen – basierend auf den Erfahrungen der Corona-Krise – ihr Geschäftsmodell sogar gänzlich auf Onlinebestellungen umzustellen. Die junge österreichische Firma eyeson.com nutzte den allgemeinen Trend und gilt nun als Paradebeispiel für die sichere und praktische Onlinekommunikation im edukativen Bereich.

Die Chancen der Digitalisierung in dieser Phase sollten Unternehmen also nutzen: Die individuellen Möglichkeiten sind dort, wo sie einen Mehrwert prognostizieren, zu analysieren, zu entscheiden und zu implementieren.

In vielen Branchen gibt es bereits einen klaren „frog-leap” hin zu Onlinegeschäftsmodellen. Die Unternehmen nehmen die Corona-Krise zum Anlass, um ihre Angebote, Vertriebswege und Vermarktungsstrategien zu überdenken und die Digitalisierung in ihren Unternehmen voranzutreiben, um damit die Zukunft besser abzusichern.

In diesem Sinne: nicht „raunzen”. Besser ist es, sich mit dem Thema intensiv zu beschäftigen und Ihre Energie und Ressourcen in die Zukunft Ihres Geschäftsmodells zu investieren.

 

Autoren:

Dieter Puganigg

Robert Pluim