Sie sind Teamleiter:in, Abteilungsleiter:in oder Projektleiter:in und fragen sich, was eine gute Teamführung ausmacht?  Es sind die Aufgaben (1) Orientierung geben, (2) Struktur & Dynamik balancieren und (3) Transparenz herstellen. Warum die 3? 

Weil wir Menschen soziale Wesen sind, sehnen wir uns nach Gemeinschaft und Zugehörigkeit. Gleichzeitig haben wir oft die Sorge, dass wir in Gruppen übersehen werden, unsere Interessen und Bedürfnisse nicht berücksichtigt werden. In einem Team, dass zur Zielerreichung oftmals aufeinander angewiesen ist und bunt zusammengewürfelt ist (selten kann man sich alle Mitglieder selbst aussuchen), wird diese Dynamik zwischen Zugehörigkeits- und Unabhängigkeitsbestrebungen verstärkt. Die 3 Aufgaben helfen diesen Balanceakt gut zu bewältigen.

 

1. Orientierung geben

Damit ist nicht nur ein klares Ziel, ein Auftrag, eine Vision gemeint, die das Team erreichen soll. Es braucht auch Orientierung, was der nächste und übernächste Schritt im Alltag ist („Bis Ende des Monats müssen wir, …“). Wer, mit wem gerade woran arbeitet, was sich sonst noch im Betrieb tut, wann das nächste Jour-Fixe stattfindet, welche Ressourcen zur Verfügung stehen, wo die Grenzen des Auftrags und der Möglichkeiten sind. Oftmals herrscht ein Verständnis vor, all das als selbstverständlich, oder als zu kleinteilig, zu unwesentlich zu betrachten. Vieles von dem wird in Einzelgesprächen, am Rande von Terminen behandelt. Das Aussprechen vor einer ganzen Gruppe – vor allem wenn es um Grenzen geht – wird vielfach vermieden. Teils aus Angst (Sprechen vor einer ganzen Gruppe), aus Sorge der Reaktion der Teilnehmer:innen (von kritischer Nachfrage bis zur Teilnahmslosigkeit), weil man es als Ressourcenverschwendung betrachtet (zu viele Menschen zu lange in „sinnlose“ Besprechungen), oder die Transparenz fürchtet. Ich begegne noch immer Teams und Organisationen, wo es keine regelmäßigen Treffen gibt, um sich über die Planung ihrer Arbeit auszutauschen. Schaffen Sie also regelmäßige Räume und Formate, wo Sie allen Orientierung geben können und sich die Teammitglieder wechselseitig informieren können.  

 

2. Struktur & Dynamik balancieren

Eine zentrale Kunst in der Führung von Menschen ist die Dynamik von Menschen, in Bezug auf ihre Interessen, ihre Bedürfnisse und Emotionen anzuerkennen, wahrzunehmen und bis zu einem gewissen Maße darauf einzugehen. Als Führungskraft bewegen Sie sich in einem Spannungsfeld zwischen klaren Vorgaben und individuellen Bedürfnissen. Vorgaben wie Arbeitszeiten, Zielvorgaben sowie Normen und Werte engen die Handlungsmöglichkeiten der Mitarbeiter:innen oft ein. Gleichzeitig besteht die Notwendigkeit, Freiräume zu schaffen und individuelle Interessen wie Stärken und Schwächen, Teilzeitmodelle oder persönliche Lebensphasen (z. B. Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen, Weiterbildung) zu berücksichtigen.

Gleiches gilt für Teams, die ganz viel Halt und Stabilität auf der einen Seite brauchen (siehe Punkt Orientierung geben) und ganz viel Dynamik, um ihr ganzes Potential abrufen zu können. Mit Potential ist u.a. die Ideengenerierung, Erfassung und Bewältigung von Komplexität und die Leistungsfähigkeit gemeint. Dieser Dynamik Platz einzuräumen, stehen oft zwei Befürchtungen im Wege. Die Sorge vor Konflikten einerseits und andererseits Gruppensequenzen, die von Lähmung, Leerlauf, „im Kreis drehen“ gekennzeichnet sind. Sie bekommen aber das eine (Ideen, Motivation, Leistung), nicht ohne diese Phasen der Stagnation, des Konflikts und der Nabelschau. Erwarten Sie von einem Sportler, das er/sie ohne Regeneration Spitzenleistungen erzielt? Eben. Das heißt Sie müssen die zwei zentralen Pole, zwischen denen eine Gruppe kontinuierlich hin- und herpendelt, erkennen und aktiv ansteuern können, damit die Gruppe nicht stagniert. Sie müssen dafür Sorge tragen, dass passende Ressourcen für die jeweilige Gruppenphase bereitstehen und Maßnahmen ergreifen, um entsprechende Entwicklungen anstoßen zu können. Zwei relevante sind Erfolge zu feiern, deren Träger:innen vor der gesamten Gruppe anzuerkennen und über (Miss)Erfolge ein gemeinsames, klares Bewusstsein zu haben – Feedback in der Gruppe. Das setzt Vertrauen, Differenzierungs- und Konfliktfähigkeit zwischen allen Mitgliedern innerhalb des Teams und Hierarchiestufen voraus. 

 

3. Transparenz herstellen

Deshalb ist Transparenz in erfolgreichen Teams ein zentraler Faktor. Dabei ist nicht nur die vertikale Richtung über Hierarchiestufen gemeint, sondern auch horizontal zwischen den einzelnen Mitgliedern. Man beginnt mit den Zielen, der Verteilung von Aufgaben, geht über sich wechselseitig Feedback zu geben und wenn all das schon toll läuft, dann werden auch verfügbare Ressourcen transparent gemacht (Budget, Gehalt, Bonus, …) und vom Team selber aufgeteilt. 

Ein erfolgreiches Team braucht Orientierung, Struktur und Transparenz – nicht nur von Ihnen als Führungskraft, sondern als gemeinsamen Rahmen, in dem sich alle Mitglieder entfalten können. Diese drei Aufgaben ermöglichen es, die Balance zwischen Stabilität und Dynamik zu wahren und so die Vielfalt und das Potential des Teams optimal zu nutzen. Der Weg dahin erfordert nicht nur Klarheit in der Führung, sondern auch den Mut, Konflikte anzugehen, Vertrauen aufzubauen und gemeinsame Verantwortung zu fördern. Mit diesen Prinzipien schaffen Sie nicht nur ein leistungsfähiges Team, sondern auch eines, das resilient und zukunftsfähig ist. Führen Sie also bewusst und mit Blick auf das große Ganze – Ihr Team wird es Ihnen danken.

 

Autor: Michael Schulze

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